Dem Dichterfürsten Goethe hat Fotograf ingolf timpner (5.von links) einen Pelzmantel verpasst. Unser Foto mit (v.l.) Dr. rolf luhn, stadtrat Udo Jost, Bürgermeister Jürgen van der Horst, stadträtin katja müller-ashauer, Prof. Bernhard maaz, Udo reuter vom museumsverein und museumsleiterin Dr.Birgit kümmel entstand bei der eröffnung der interventionen „lichtgestalten“ im Christian-Danielrauch-museum.

Ausstellung „Lichtgestalten“ von Ingolf Timpner im Rauch-Museum

Im Jahr 2015 trägt Goethe Pelz: Ingolf Timpners „Lichtgestalten“ sind noch bis zum Jahresende an den Wänden des Rauch-Museums zu entdecken.

Bad Arolsen. Zu Interventionen im Christian-Daniel-Rauch Museum laden das Museum Bad Arolsen und der Museumsverein zeitgenössische Künstler verschiedener Kunstgattungen ein.

Den Anfang machte 2012 das Bildhauerpaar Julia Venske und Gregor Spänle. Eine ihrer bizarren Marmorkreationen scheint sich bis heute durch eine Vitrine mit zwei klassizistischen Skulpturen zu schlängeln.

Zurückhaltender, doch nicht weniger unkonventionell setzen Ingolf Timpners „Lichtgestalten“ diesen Dialog zwischen Alt und Neu fort. Aus den bildhauerischen Werken im Rauch-Museum hat Timpner zwölf Porträtbüsten als Modelle ausgesucht und das getan, was der normale Museumsbesucher tunlichst unterlassen sollte: sie mit Pelz, Jacke und Pullover „eingekleidet“ und fotografiert. Der vermeintlich ehrfürchtige Abstand zu den Ausstellungsstücken ist von dem Künstler fotografisch durchbrochen worden.

Sollte die verspielte Inszenierung vielleicht andeuten, dass das „Museum als Musentempel passé“ ist? Oder ist die Dauerausstellung, mit den Worten Dr. Rolf Luhns von der art regio Sparkassenversicherung, vielmehr ein Versuch, auf Augenhöhe der Kunst eines längst vergangenen Jahrhunderts zu begegnen? – Ein Kompliment Luhns ist den Arolser Museumsmachern um Dr. Birgit Kümmel jedenfalls sicher: Das Haus habe den Kurs gehalten, „immer wieder Überraschendes zu entdecken und Seriosität und Wissenschaftlichkeit nicht mit Verschlafenheit zu begegnen.“ 

Von einer fotografisch geschlagenen Brücke über 200 Jahre Distanz sprach Prof. Dr. Bernhard Maaz, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, in seiner Laudatio. „Wiederholtes Schauen ist vertieftes Schauen“, befand Maaz in seiner launigen Ansprache, sprach᾿s und schlang einer Rauchschen Prinzessinnenbüste seinen Schal um den Nacken. Erheiterung unter den Zuhörern, zufriedenes Lächeln beim Redner, den gewünschten AhaEffekt hervorgekitzelt zu haben. Kleider machen eben Leute – auch das eine Erkenntnis, die die Besucher der sonntäglichen Vernissage anschließend mit auf ihre Entdeckungstour durch den ehemaligen Marstall nahmen. Die musikalische Einstimmung, ebenfalls im Crossover-Verfahren, lieferten German Prentki und César Angeleri.

Von Sandra Simshäuser

Goethe trägt jetzt Pelz

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