Demokratie braucht Demokraten

Benefizveranstaltung der Bad Arolser Lions-Clubs mit Prof. Norbert Lammert

Mit einem dringenden Appell, sich aktiv für den Erhalt der Demokratie einzusetzen, hat sich der frühere Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert an die fast 200 zahlenden Gäste einer Benefizveranstaltung des Bad Arolser Lions-Clubs in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels gewandt.

Bad Arolsen – Mit einem dringenden Appell, sich aktiv für den Erhalt der Demokratie einzusetzen, hat sich der frühere Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert an die fast 200 zahlenden Gäste einer Benefizveranstaltung des Bad Arolser Lions-Clubs in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels gewandt.

Der scharfsinnige Politikwissenschaftler und Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Lammert war Festredner bei der sogenannten Lions-Tafel, einer Benefizveranstaltung, zu der die Lions seit 20 Jahren namhafte Redner aus Politik und Gesellschaft einladen.

Die Spendenerlöse dieser Abende sind für soziale Projekte des Lions-Clubs bestimmt. Ein Großteil wird regelmäßig an den ökumenischen Tafelladen weitergeleitet, wie Lions-Präsident Ralf Schreiber in seiner Begrüßung betonte. Unter den Gästen begrüßte Schreiber auch den frisch gekürten hessischen Kultusminister Armin Schwarz, Landrat Jürgen van der Horst, Bürgermeister Marko Lambion und Carl Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine habe Bundeskanzler Olaf Scholz den Begriff der „Zeitenwende“ geprägt. Und Außenminister Annalena Baerbock habe erklärt: „Wir sind in einer neuen Wirklichkeit wach geworden.“

Lammert: „Wach geworden, das stimmt. Aber es ist keine neue Wirklichkeit.“
Tatsächlich habe die gewaltsame Veränderung von Grenzen in Europa schon acht Jahre vorher mit der russischen Besetzung der Krim begonnen. Und weitere sechs Jahre vorher mit der Annexion großer Teile Georgiens.

Damit sei die mit dem Fall der Mauer beendet geglaubte Systemfrage zwischen Demokratien und Diktaturen wieder so offen wie nie zuvor: Im Windschatten einer zunehmend selbstbewusste Volksrepublik China zweifelten immer mehr Länder am Wert einer demokratischen Ordnung, so Lammert. Inzwischen gebe es nur noch zwei Dutzend voll funktionsfähige Demokratien auf der Welt.

Dabei definierte Lammert die Demokratie als ein System, in dem die Bürger bei freien Wahlen und fairen Wettbewerbsbedingungen die Auswahl zwischen echten Alternativen habe. Ein System, in dem Gewaltenteilung herrsche und in dem bei Wahlen keine Allzuständigkeit vergeben werde. Und ein System, in dem einklagbare Grundrechte gelten.
Es sei ein ernüchternder Befund, dass die Demokratie in Deutschland heute stabiler erscheine als in den Vereinigten Staaten von Amerika, so Lammert weiter. Die Erosion der Verfassungsinstitutionen sei dort von Donald Trump befeuert worden, der seine Wahlniederlage bis heute nicht eingestehen wolle.

In diesem Jahr, 2024, seien rund vier von acht Milliarden Menschen weltweit zu Wahlen aufgerufen. Nach Pakistan in dieser Woche werde im März in Russland, dann in Indien und in den USA gewählt. Die Bedeutung dieser Wahlen für Deutschland sei nicht zu unterschätzen.

Eine wichtige Wahl, die die Bürger in Deutschland beeinflussen könnten, sei die Europawahl. Hier komme es darauf an, den allseits befürchteten europaweiten Rechtsruck zu verhindern.
Ein weiteres wichtiges Ereignis sei der 75. Geburtstag der Bundesrepublik. Man dürfe sich aber nicht täuschen: „politische Systeme stehen nicht unter Denkmalschutz“, warnte Prof. Lammert.
Es stehe in der Verantwortung der Bürger, sich für den Erhalt des demokratischen Systems in Deutschland einzusetzen. Mit der Weimarer Republik sei schon einmal ein demokratischer Staat von seinen Bürgern abgewählt worden.

In diesem Zusammenhang zitierte Prof. Lammert den früheren amerikanischen Präsidenten Barack Obama, der kurz vor der Amtsübergabe an Präsident Trump gesagt habe: „Demokratie braucht Demokraten.“ Denn die Demokratie sei immer dann am meisten gefährdet, wenn die Menschen sie als eine Selbstverständlichkeit ansähen.

Von Elmar Schulten

Nach dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt: Bürgermeister Marko Lambion (links) und Lions-Präsident Ralf Schreiber (rechts) danken dem früheren Bundestagspräsidenten Prof. Norbert Lammert für seine Festrede. © Elmar Schulten

Bad Arolser Lions fördern Landauer Flüchtlingshilfe

Der Lions-Club Christian-Daniel-Rauch unterstützt den vorbildlichen Einsatz der Landauer Bürger bei der Aufnahme von über 60 Ukraine-Flüchtlingen mit 3000 Euro. Das Geld wurde in Form von Einkaufsgutscheinen unmittelbar an die Bedürftigen weitergereicht.

Bad Arolsen-Landau – Als Ende Februar, Anfang März die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Bad Arolsen kamen, hat der Hotelkaufmann Alexander Fitz das leer stehende Personalhaus seines Hotels Brunnenhaus Schloss Landau für die Unterbringung der Neuankömmlinge zur Verfügung gestellt, wie Jutta Binder berichtet.

Innerhalb von nur vier Tagen schafften es fleißige Landauer Helfer, das Gebäude zu reinigen und für die Aufnahme von 22 Frauen und Kinder zu möblieren. Bald darauf wurde eine zweites leer stehendes Gebäude in Landau mit 33 Flüchtlingen belegt. Weitere Flüchtlinge sind in Privathäusern bei Familien untergebracht.

Sprachunterricht organisiert

Drei Frauen sind inzwischen wieder zu ihren Männern in die Ukraine zurückgekehrt. Aktuell wohnen in Landau aber 63 Flüchtlinge, die von den Landauern nach Kräften unterstützt werden.

Die größeren Kinder besuchen die Schulen in Arolsen, erhalten dort Deutschunterricht und verfolgen stundenweise Online-Unterricht ukrainischer Lehrer. Sogar eine zweisprachige VHS-Lehrerin konnte gefunden werden, die in Landau Deutschunterricht anbietet.

In Gedanken bei den Männern in der Heimat

Um die Hilfe zu finanzieren, hat der Landauer Verein für Jung und Alt ein Spendenkonto eingerichtet (DE96 5235 0005 0000 1418 12), aber auch die Spenden Dritter, wie in diesem Fall des Lions-Clubs Bad Arolsen sind mehr als willkommen.

„Die Frauen und Kinder aus der Ukraine sind sehr dankbar für die Hilfe und Freundlichkeit, mit der sie hier empfangen werden“, fasst Jutta Binder ihre Beobachtungen zusammen: „Die Frauen sind natürlich in Gedanken noch bei ihren Männern, die in der Heimat zurückbleiben mussten. Ich habe aber in eine Menge dankbarer Gesichter geblickt, als wir die Spenden weitergeben konnten.“

Langer Atem wird benötigt

Im Namen des Lions-Clubs würdigten der amtierende Präsident Guido Thoma, Clubsekretär Björn Meywald und Vorstandsmitglied Bernd Radeck den Einsatz der vielen engagierten Landauer Familien.

Die Lions wollen auch künftig Geld sammeln, um Hilfsprojekte für Ukraine-Flüchtlinge in der Region Nordwaldeck zu unterstützen. Alle waren sich einig, dass für die Hilfe ein langer Atem benötigt werde. (Elmar Schulten)

Lionsspende für die Landauer Ukraine-Hilfe in einem Haus in der Mittelstraße: Von links Björn Meywald, Bernd Radeck und Guido Thoma vom Lions-Club Bad Arolsen Christian Daniel Rauch, Mareike Alsfasser, Martina Hasenschar, Johannes Kirr und Jutta Binder als Vertreter des Landauer Hilfsprojektes. © Elmar Schulten

Lions präsentierten Weltreise des Helmighäusers Christian Vogel: Kinoabend für guten Zweck

Der hr-Fernsehjournalist Christian Vogel aus Helmighausen hat mit seinem Motorrad eine Reise rund um die Welt unternommen und seine Erlebnisse in dem Kinofilm „Egal was kommt“ beschrieben.

Bad Arolsen – Diesen Film haben die Bad Arolser Lions am Sonnabend bei einer Benefiz-Veranstaltung vor über 150 Zuschauern im Arolser Bürgerhaus präsentiert. Der Erlös der Veranstaltung geht an den Motorradclub Bikers Against Child Abuse (BACA), der sich dem Kampf gegen Kindesmissbrauch verschrieben hat. Vertreter des Motorradclubs waren zahlreich im Bürgerhaus vertreten. Ein Kurzfilm schilderte wie die Biker Opfer von Kindesmissbrauch in ihren Reihen Aufnahmen das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermitteln.

Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch der Weltenbummler Christian Vogel, der 2015 für 333 Tage mit seinem BMW-Motorrad durch die USA, Kanada, Russland, China, die Mongolei, Indien, Pakistan, den Iran, die Türkei und quer durch Europa bis Portugal gereist ist.

 

Die meisten Menschen sind sehr nett und hilfsbereit

Sein Film beschreibt auch den Unfall, bei dem er sich in Indien das Handgelenk angebrochen hat. Mehrere Wochen dauerte es, bis seine Freundin ihm die nötigen Ersatzteile für Motorrad nach Indien schicken konnte. Die junge Ärztin aus Marsberg war auch bei der Operation in einem indischen Krankenhaus dabei.

Die abenteuerliche Reise fand ein gutes Ende, wie die fesselnde Filmdokumentation beschreibt. Vogel zog am Samstagabend bei einer Fragerunde dieses Fazit: Ich habe gelernt, dass die meisten Menschen in allen Ländern sehr nett und hilfsbereit sind.“ (Elmar Schulten)

Die Arolser Lions unterstützen die Bikers Against Child Abuse (BACA), die missbrauchten Kindern ihr Selbstvertrauen wiederzurückgeben wollen. Für sie ist der Erlös des Kinoabends im Bürgerhaus bestimmt. © Elmar Schulten

200 lassen sich spontan von Lions-Ärzten in Bad Arolsen impfen

Unkompliziert und ohne Terminvereinbarung konnten sich   Impfwillige ohne Priorisierung ihre Covid-19-Schutzimpfung vom deutsch-amerikanischen Hersteller Biontech im Bad Arolser Bürgerhaus abholen. Die gemeinsame Impfaktion des Lions-Clubs und der Stadt Bad Arolsen war ein niederschwelliges Angebot für all diejenigen, die es bislang noch nicht geschafft hatten, sich einen Termin im Korbacher Impfzentrum oder bei ihrem Hausarzt zu vereinbaren.

Auf diese Weise kamen am Sonnabend genau 200 Impfdosen, die der Bad Arolser Allgemeinmediziner und Lions-Mitglied Dr. Johannes Nolte bestellt hatte, genau da hin, wo sie hingehören, nämlich in die Oberarme von bisher ungeimpften Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Aber auch Senioren und ganze Familien ausländischer Nationalitäten nahmen die Gelegenheit wahr. Gerade Jugendliche ab 16 Jahren hatten bisher kaum Gelegenheit, sich impfen zu lassen, weil andere Altersgruppen zunächst priorisiert waren.

Nun aber ist so viel Impfstoff verfügbar, dass immer mehr Menschen auch spontan und ohne umständliche Terminvergabe gegen den berüchtigten Covid-19-Virus immunisiert werden können.

Die Bad Arolser Lions mit ihrem Vorsitzenden Guido Thoma waren froh, einen Beitrag zur Unterstützung der Impfkampagne leisten zu können. So organisierten die ehrenamtlichen Helfer die Registrierung der Impfwilligen und die Vorstellung bei den fünf Impfärzten, alle aus den Reihen des Lions-Clubs. Mit dabei waren neben dem Ärzteehepaar Dr. Johannes und Dr. Valeska Nolte auch Dr. Erich Emde, der pensionierte Kinderarzt Dr. Jürgen Leiter und der HNO-Professor Dr. Gerhard Hesse.

Außerdem halfen Mitglieder der Feuerwehr Bad Arolsen bei der Verkehrslenkung zu den Parkplätzen und die städtischen Hausmeister bei der Bereitstellung der Räume im Bürgerhaus.

Auf dem Platz vor dem Bürgerhaus hatte die Feuerwehr ein Zelt aufgebaut, um Wartende vor Wettereinflüsse zu schützen. Gleich daneben hatten Lions einen Grillstand vorbereitet, an dem sich die Impfwilligen vor oder nach der Impfung stärken konnten.

Der Verkaufserlös des Grillstands ist für die vielfältigen sozialen Projekte des Lions-Clubs vorgesehen, diesmal konkret für die Arolser Kindergärten. Lions-Präsident Guido Thoma berichtete, dass es eine logistische Herausforderung gewesen sei, die spontane Impfaktion mit nur vier Tagen Vorlauf ehrenamtlich zu organisieren. Alle seien jedoch mit Freude bei der Sache gewesen, auf deshalb, weil die Aktion so ideal zu dem Vereinsmotto „We Serve – wir dienen“ passe.

Es sei gut und zur Eindämmung der Pandemie wichtig gewesen, die 200 zusätzlichen Impfdosen „unters Volk“ zu bringen. Der Vorrat hätte aber auch für 1000 Impfwillig gereicht. Möglicherweise sei die Impfquote in Nordwaldeck aber schon jetzt höherer als anderswo.

Der Termin für die Zweitimpfung steht auch schon fest: Am 7. August werden die Lions-Ärzte wieder im Bürgerhaus Impfungen verabreichen. Dann aber mit Termin. (Elmar Schulten/WLZ)

Big Data entscheidet über Karriere

Dr. Jörg Dräger über die Digitalisierung des Lernens bei einem Benefizessen des Lions-Clubs Bad Arolsen in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels. Von links: Lions-Präsident Dr. Martin von der Emde, Bürgermeister Jürgen van der Horst, Dr. Ute von der Emde, Antje Dräger, Prof. Jörg Dräger, Rosi Radeck und Bernd Radeck, Vorsitzender des Lions-Fördervereins. Foto: Elmar Schulten

Spannender Vortrag beim Lions-Club Bad Arolsen Christian Daniel Rauch zur Zukunft des digitalen Lernens

Bad Arolsen. So, wie der Online-Buchhändler Amazon weiß, welches Buch einen bestimmten Kunden als nächstes interessieren könnte, so weiß auch die moderne Universität, was ihre Studenten als nächstes lernen müssen, um ihre Prüfung zu bestehen.

Die Digitalisierung der Bildung war Thema eines Vortrages, im dem Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung bei einem Benefizessen des Lions-Clubs Bad Arolsen moderne Methoden der Wissensvermittlung schilderte, die in den USA schon von zigtausend Schülern und Studenten genutzt werden.

Zukunft hat begonnen

Vieles von dem, was die rund 130 geladenen Gäste in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels hörten, klang nach Fantasien aus George Orwells Zukunftsroman 1984. Doch die Realität an vielen Schulen und Universitäten hat die Fiktion längst eingeholt.

Dräger berichtete, dass die größte Online-Universität Coursera bereits 17,5 Millionen Studenten unterrichtet, während an allen deutschen Universitäten nur 2,7 Millionen Studenten eingeschrieben sind.

Maßgeschneidertes Lernen

Der amerikanische Online-Nachhilfen-Anbieter Khan Academy verzeichne pro Jahr 580 Millionen Downloads, während in Deutschland 1,2 Millionen Schüler noch herkömmlichen Nachhilfeunterricht genießen. Großrechner mit Algorithmen, ähnlich wie bei Amazon oder Google, werteten heute schon den Lernfortschritt von Schülern im Fach Mathematik tagesgenau aus und stellten für den Folgetag maßgeschneiderte Aufgaben zusammen.

Das ermögliche individuelles Lernen für jeden Schüler, während sich die Lehrer auf wichtige Fördermaßnahmen abseits der reinen Wissenvermittlung konzentrieren könnten.

„Wir wissen nicht, woher der nächste Einstein kommt. Vielleicht lebt sie in einem kleinen Dorf in Afrika.“ 

Daphne Koller, Gründerin der Online-Universität Coursera

Möglich wird das alles durch die gezielte Nutzung von Big Data, die systematische Auswertung von großen Datenmengen: Der Universitätscomputer werte das Lern- und Arbeitstempo am Computer aus, verknüpfe es mit den Daten über den Universitätssport, die Aufenthaltszeit in der Unibibliothek und die nächtlichen Aktivitäten bei Facebook.

Das Ergebnis sind Lernempfehlungen und die Prognose über den voraussichtlichen Studienerfolg eines Studenten, der nächtelang mit seinen Freunden chattet anstatt sich mit Lernliteratur zu beschäftigen.

Berufserfolg vorhersehbar

Besonders beeindruckend in diesem Zusammenhang sind die Möglichkeiten des US-Anbieters Knacks, der Computerspiele entwickelt

hat, die nach 20 Minuten Spielzeit die kognitiven Fähigkeiten und charakterlichen Eigenschaften der Testpersonen auswerten und mit hohen Wahrscheinlichkeiten die Eignung dieser Personen für bestimmte Studiengänge und/oder Berufskarrieren vorhersagen.

Schöne, neue Welt?

All das ist besonders in den USA interessant, wo der Besuch einer Hochschule jedes Jahr mit hohen Studiengebühren erkauft werden muss. Kritiker des digitalen Lernens fürchten, dass die Lernenden zum gläsernen Menschen werden. Man mag sich fragen, was passiert, wenn auch noch all die vielen Bildungsdaten mit Kranken- und Fitnessdaten verknüpft werden.

Dann könnte etwa beim Einstellungsverfahren nicht nur ermittelt werden, welcher Bewerber die beste Besetzung für den Job wäre, sondern auch, in welchem Alter mit einem Burn-out zu rechnen ist.

Wissen für alle

Die Angebote des grenzenlosen Lernens am Computer haben aber auch positive Effekte. So schwärmte Dr. Dräger von einer Demokratisierung und Massifizierung des Lernens: Künftig erhalte nicht nur das Kind aus reichem Hause den Zugang zu Vorlesungen an teuren Hochschulen. Ab sofort könne ein kluger Kopf in einem kleinen Dorf in Afrika den Online-Vorlesungen der US-EliteUniversität Standford folgen und die gleichen Abschlüsse erlangen wie die Studenten auf dem Campus.

 

© Waldeckische Landeszeitung – Elmar Schulten

„Lügenpresse“? Krise der Kommunikation

Hr-Intendant Dr. Helmut Reitze (2.v.l.) sprach beim lions-Club in Bad Arolsen. Unser Bild zeigt ihn mit Clubpräsident Ulrich Welteke und Iris Welteke sowie Mdl Armin Schwarz (l.).

HR-Intendant Reitze unternimmt vor Gästen des Bad Arolser Lions-Clubs einen Ausflug nach „Digitalien“

Die tiefgreifende Vertrauenskrise, von der Nachrichten-Medien und andere Institutionen der Demokratie betroffen sind, war zentrales Thema eines Vortrags von Dr. Helmut Reitze bei einem Benefizessen des Lions-Clubs Bad Arolsen vor rund 130 zahlenden Gästen in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels.

Bad Arolsen. Der Intendant des Hessischen Rundfunks war nach BvB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, den Ministerpräsidenten Volker Bouffier, Roland Koch und Hans Eichel ein weiterer prominenter Redner bei der Arolser Lions-Tafel. Der Erlös des Abends ist wie immer für die sozialen Projekte des Lions-Clubs bestimmt. Ein Großteil geht traditionsgemäß an den ökumenischen Tafel-Laden. Außerdem wollen die Lions in diesem Jahr den von der Uni Kassel entwickelten, tragbaren Wasserfilter Paul fördern, der ohne großen Aufwand in Krisenregionen in aller Welt eingesetzt werden kann.

„Mann mit Fliege“

Als „Mann mit Fliege“ ist Dr. Helmut Reitze einem Millionenpublikum bekannt. Der frühere ZDF-Redakteur und Moderator des heute-Journals ist seit 2003 Intendant des Hessischen Rundfunks. Als gebürtiger Nordhesse kämpft er nach eigenem Bekunden dafür, dass die Region Nordhessen beim „südhessischen Rundfunk“ die ihr zustehende Aufmerksamkeit erfährt.

Nach dem Abitur 1971 in Kassel volontierte Reitze bei der HNA und arbeitete dort bis 1974 als Redakteur, unter anderem in Korbach. An der Philipps-Universität Marburg studierte er Volkswirtschaft, machte 1978 sein Diplom und wurde 1980 zum Doktor der politischen Wissenschaften (Dr. rer. pol.) promoviert. 

Mit diesem Hintergrund ist Reitze prädestiniert, sich mit den für viele verstörenden Entwicklungen in der deutschen Gesellschaft und in der internationalen Politik zu beschäftigen. Das von den Nazis geprägte und zuletzt von Pegida-Anhängern verwendete Schimpfwort „Lügenpresse“ lässt nicht nur viele Journalisten ungläubig staunen, sondern ist auch von der Gesellschaft für Deutsche Sprache zum Unwort des Jahres 2014 bestimmt worden. 

Als Kern des Problems machte Dr. Reitze eine gravierende Störung der Kommunikation im Lande aus. Dazu müsse man wissen: „Kommunikation passiert einfach so. Man weiß nie, ob die Botschaft auch so ankommt, wie sie gemeint war. Der Sender sendet mehr oder weniger unbewusst eine Botschaft an den Empfänger, der eine Erwartungshaltung hat. Trifft die Botschaft nicht die Erwartungshaltung, gibt es ein Problem. Wenn alles schief läuft, gibt es am Ende zwei Sender, aber keinen Empfänger.

„Wenige Klicks“

In der Massenkommunikation gebe es besondere Phänomene: In der deutschen Medienlandschaft des vergangenen Jahrhunderts habe es nur wenige Fernsehsender und Zeitungen, aber viele Empfänger gegeben.
Eine Reaktion der Empfänger habe es in dieser Welt allenfalls über Leserbriefe gegeben. 

Doch seit dem Siegeszug des Internets hätten sich die Regeln geändert: Neuerdings gebe es unendlich viele Sender. Und der Rückkanal sei extrem schnell geworden. Mit nur wenigen Klicks entspanne sich nicht selten eine Diskussion unter vielen Tausend Sendern und Empfängern. Damit verbunden sei eine fundamentale Veränderung der Massenkommunikation. 

Reitze schilderte, wie eine Äußerung seines Sohnes zum Nachrichtenkonsum ihn stutzig gemacht habe: „Wenn die Information wichtig für mich ist, wird sie mich erreichen.“ 

Zunächst habe er diesen Satz nicht verstanden. Inzwischen aber sei klar, wie die Information über Facebook und andere soziale Netzwerke funktioniere: Freunde verteilen Nachrichten unter Freunden und sorgen dafür, dass die für diese Gruppe interessanten Nachrichten ankommen. 

Reitze: „So entsteht ein neues Bild der Wirklichkeit in den Köpfen der Menschen.“

500 Jahre habe es gedauert, bis die Menschen ihr Weltbild nicht mehr von reisenden Händlern oder Kirchenbildern prägen ließen, sondern von Büchern und Zeitungen. Nun also das Internet mit seiner virtuellen Welt.
Das Land „Digitalien“ sei fundamental anders als die Wirklichkeit. 

Da sei jeder Einzelne Regisseur seiner eigenen Wirklichkeit. Eindrucksvoll schilderte der HR-Intendant, wie immer mehr abgeschottete Gruppen, seien es Impfgegner oder Pegida-Anhänger, für Argumente Andersdenkender nicht mehr erreichbar seien und auch ihn, einen Repräsentanten des von manchen als „Lügenpresse“ verhassten Systems, mit Schimpftiraden und Schmähbriefen überhäuften. 

Grund für diese Entwicklung sei auf der einen Seite offenbar ein Vertrauensverlust: „Vertrauen und Glaubwürdigkeit muss man sich erarbeiten.

“ Auf der anderen Seite aber seien es die Mechanismen des Internet, die es Anhängern verquerer Ideen sehr leicht mache, Gleichgesinnte zu finden und in angeschlossenen Räumen zu kommunizieren: „Da wird Irrsinn gesellschaftsfähig und diskussionswürdig. … Die nehmen nur noch zur Kenntnis, was dem eigenen Weltbild entspricht.“
Letztes sei auch ein Grund für die Selbstradikalisierung bis dahin völlig angepasster Jugendlicher. Die meisten der jungen Dschihadisten, die sich der Terrororganisation Islamischer Statt anschlössen, seien nicht von irgendwelchen Imamen, sondern von YouTube-Videos und in sich abgeschlossenen Internetforen radikalisiert worden.

„Medienerziehung wichtig“

Diese zu erreichen und von ihrem Tun abzuhalten sei offenkundig schwierig. Reitze: „Ich habe da auch keine Lösung.“ Der HR-Intendant räumte in seinem an Medien- und Selbstkritik nicht zurückhaltenden Vortrag ein, dass er selber kein Eingeborener dieses neuen Landes „Digitalen“ sei und einen gewissen „Migrationshintergrund“ habe.

Umso wichtiger sei Medienerziehung in den Schulen, die digitale Alphabetisierung. Der souveräne und kritische Umgang mit dem Internet und seinen Möglichkeiten sei schließlich eine wichtige Voraussetzung für das Leben und die Demokratie in der modernen Gesellschaft. Journalisten komme dabei die Aufgabe zu, aufklärerisch tätig zu sein. Mit Fakten und möglichst ohne Emotionen.

Von Elmar Schulten

Goethe trägt jetzt Pelz

Dem Dichterfürsten Goethe hat Fotograf ingolf timpner (5.von links) einen Pelzmantel verpasst. Unser Foto mit (v.l.) Dr. rolf luhn, stadtrat Udo Jost, Bürgermeister Jürgen van der Horst, stadträtin katja müller-ashauer, Prof. Bernhard maaz, Udo reuter vom museumsverein und museumsleiterin Dr.Birgit kümmel entstand bei der eröffnung der interventionen „lichtgestalten“ im Christian-Danielrauch-museum.

Ausstellung „Lichtgestalten“ von Ingolf Timpner im Rauch-Museum

Im Jahr 2015 trägt Goethe Pelz: Ingolf Timpners „Lichtgestalten“ sind noch bis zum Jahresende an den Wänden des Rauch-Museums zu entdecken.

Bad Arolsen. Zu Interventionen im Christian-Daniel-Rauch Museum laden das Museum Bad Arolsen und der Museumsverein zeitgenössische Künstler verschiedener Kunstgattungen ein.

Den Anfang machte 2012 das Bildhauerpaar Julia Venske und Gregor Spänle. Eine ihrer bizarren Marmorkreationen scheint sich bis heute durch eine Vitrine mit zwei klassizistischen Skulpturen zu schlängeln.

Zurückhaltender, doch nicht weniger unkonventionell setzen Ingolf Timpners „Lichtgestalten“ diesen Dialog zwischen Alt und Neu fort. Aus den bildhauerischen Werken im Rauch-Museum hat Timpner zwölf Porträtbüsten als Modelle ausgesucht und das getan, was der normale Museumsbesucher tunlichst unterlassen sollte: sie mit Pelz, Jacke und Pullover „eingekleidet“ und fotografiert. Der vermeintlich ehrfürchtige Abstand zu den Ausstellungsstücken ist von dem Künstler fotografisch durchbrochen worden.

Sollte die verspielte Inszenierung vielleicht andeuten, dass das „Museum als Musentempel passé“ ist? Oder ist die Dauerausstellung, mit den Worten Dr. Rolf Luhns von der art regio Sparkassenversicherung, vielmehr ein Versuch, auf Augenhöhe der Kunst eines längst vergangenen Jahrhunderts zu begegnen? – Ein Kompliment Luhns ist den Arolser Museumsmachern um Dr. Birgit Kümmel jedenfalls sicher: Das Haus habe den Kurs gehalten, „immer wieder Überraschendes zu entdecken und Seriosität und Wissenschaftlichkeit nicht mit Verschlafenheit zu begegnen.“ 

Von einer fotografisch geschlagenen Brücke über 200 Jahre Distanz sprach Prof. Dr. Bernhard Maaz, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, in seiner Laudatio. „Wiederholtes Schauen ist vertieftes Schauen“, befand Maaz in seiner launigen Ansprache, sprach᾿s und schlang einer Rauchschen Prinzessinnenbüste seinen Schal um den Nacken. Erheiterung unter den Zuhörern, zufriedenes Lächeln beim Redner, den gewünschten AhaEffekt hervorgekitzelt zu haben. Kleider machen eben Leute – auch das eine Erkenntnis, die die Besucher der sonntäglichen Vernissage anschließend mit auf ihre Entdeckungstour durch den ehemaligen Marstall nahmen. Die musikalische Einstimmung, ebenfalls im Crossover-Verfahren, lieferten German Prentki und César Angeleri.

Von Sandra Simshäuser

Jüngere Stadtgeschichte aufgearbeitet

Lions-Club Bad Arolsen zu Gast im Historicum. Die Führung hat Udo Jost (r.) vom Trägerverein des Historicums.

Lions-Club unterstützt Museumskonzept des Vereins Historicum · Erinnerung für Nachwelt bewahren

Als frühe Förderer des Museums „Historicum – Forum Zeitgeschichte“ haben sich die Mitglieder des Lions-Clubs Bad Arolsen die Museumsräume im ehemaligen Stabsgebäude der ehemaligen Kaserne an der Großen Allee vorstellen lassen.

Bad Arolsen. Die sachkundige Führung übernahm Stadtrat Udo Jost, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Vereins Historicum. Jost erläuterte das Museumskonzept und führte den interessierten Besuchern die Entwicklung der Stadt im 20. Jahrhundert vor Auge. Viele markante Daten lassen sich im Kasernengebäude nachvollziehen, so der Kasernenbau im Kaiserreich, der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Zwischennutzung der Kaserne während der Weimarer Republik bis hin zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten.

„Finsteres Kapitel“

In den ehemaligen Zellen des Wachgebäudes erinnern die Museumsmacher an den erstarkenden Militarismus, der die Stadt Mitte und Ende der 30er Jahre zu einer Hochburg der SS werden ließ. Eine Zelle ist dem Gedenken an die hier als Arbeitskräfte eingesetzten Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald gewidmet, eine weitere erinnert an die ehemaligen jüdischen Familien, die von den Nationalsozialisten aus der Stadt vertrieben, deportiert und ermordet wurden. 

Doch die Geschichte endet nicht bei diesem finsteren Kapitel: So lässt sich an der Kaserne auch die Entwicklung der jungen Bundesrepublik ablesen, zunächst mit belgischen Soldaten, die als Besatzer kamen, Nato-Partner wurden und als Freunde gingen. Erzählt wird auch die Geschichte der Gastarbeiter, die in den 60er Jahren vor allem aus Portugal nach Arolsen kamen. Und schließlich die Geschichte der Spätaussiedler, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion in den Westen zogen. 

Beim Rundgang durch das Museum waren auch die Lücken in den Ausstellungsvitrinen sichtbar, die nach dem Streit im Vorstand des Trägervereins und nach einem Einbruch im Museum entstanden sind. Der Vorstand bemüht sich daher derzeit um eine Nachjustierung des Ausstellungskonzeptes. Jost: „Entfernt wurden vor allem Ausstellungsstücke, die an die SS erinnerten. Wir wollen auf keinen Fall zur Pilgerstätte für Ewiggestrige werden.“

„Forum Zeitgeschichte“

Ziel sei es vielmehr, die jüngere Stadtgeschichte auch für die jüngere Generation greifbar zu machen. Nächstes Projekt sei zum Beispiel die Einordnung der unterschiedlichen Denkmäler in der Innenstadt in einen historischen Kontext. Als „Forum Zeitgeschichte“ biete das Historicum einzelnen Schülern und Schulklassen die Möglichkeit zur historischen Forschung. Die Lions unter Führung ihres Präsidenten Christoph Lange zeigten sich vom Museumskonzept beeindruckt. Die in der Gründungsphase gegebenen Zuschüsse seien offenbar gut angelegt gewesen. Als Beitrag zur Deckung der laufenden Betriebskosten, Miete, Heizung und Strom, im Jahr rund 14 000 Euro, überreichten die Lions eine weitere Spende über 500 Euro.

Von Elmar Schulten

BVB-Boss plaudert aus Nähkästchen

Lions-Tafel mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels. V.l. Hans-Joachim Watzke, Jutta und Christoph Lange.

Benefiz-Veranstaltung der Bad Arolser Lions in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels

Rekordverdächtig war die Benefiz-Veranstaltung des Lions-Clubs Bad Arolsen: Der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zog wie ein Magnet nicht nur eingefleischte Fußballfreunde an. 

Bad Arolsen. Echte Liebe. Dieses Motto hat der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund ausgegeben und zeigt damit, worauf es beim Fußball ankommt: Auf Emotionen, ganz viel Gefühl. – Ebenso wichtig ist es aber, dass die Finanzen stimmen. Und auf dem Gebiet hat BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in den vergangenen Jahren ganze Arbeit geleistet. Bei einer Benefizveranstaltung des Bad Arolser Lions-Clubs gewährt Watzke einen Blick hinter die Kulissen des Profi-Fußballs.

„Stadionlieder für Streicher

Rekordverdächtig. Das ist nicht nur die Leistung der Fußballspieler im Westfalen-Stadion. Rekordverdächtig war auch die Teilnehmerzahl bei der 12. Bad Arolser Lions-Tafel in der Fürstlichen Reitbahn des Welcome-Hotels. 195 zahlende Gäste waren der Einladung von Lions-Präsident Christoph Lange gefolgt und erlebten einen anregenden Abend, bei dem sich längst nicht alles um den Fußball drehte.

Den musikalischen Anstoß machten die vier Stadtstreicher alias Adele Jakumeit, Tabea Knobbe, David Schult und Oliver Mathes mit ihrer Interpretation von Stadion-Liedern für Streichquartett.

So konnte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zur inoffiziellen BVB-Hymne in den bis auf den letzten Platz besetzen Festsaal der Fürstlichen Reitbahn einmarschieren. Auch für ihn ein Wiedersehen mit vielen langjährigen Bekannten und Freunden: Der BVB-Geschäftsführer stammt schließlich aus dem benachbarten Erlinghausen und hat schon mit Arolsern zusammen Fußball gespielt.

Seinen Festvortrag zum Thema „Erfolg kommt nicht von ungefähr“ eröffnete Watzke mit einem filmischen Rückblick auf die Höhen und Tiefen des Vereins. 122 Millionen Euro Schulden bei 305 Millionen Euro Jahresumsatz. Der BVB war nicht mehr Eigentümer seines Westfalen-Stadions.

„Voll auf der Höhe

In dieser Situation erhielt Watzke 2005 den Ruf nach Dortmund. – Heute ist der BVB nicht nur sportlich, sondern auch finanziell wieder auf der Höhe und kann ganz oben an der Spitze mithalten. Die Zahl der Fans, ein wichtiger Faktor im FußballMarketing, konnte von drei Millionen auf 10,5 Millionen gesteigert werden. 

„Da war auch eine Menge Glück dabei“, räumte der ebenso selbstsicher wie bescheiden auftretende Watzke ein. – Man habe die Marke Borussia Dortmund entwickelt mit Begriffen wie innovativ, intensiv und authentisch. – Griffig zusammengefasst in den beiden einfachen Worten: echte Liebe. – Damit verbunden sei auch der Respekt, den der Verein seinen Fans entgegenbringe.

„Das war beängstigend

Die Fernsehbilder von damals – zusammengeschnitten in einem Fünf-Minuten-Film – kommentierte Watzke so: „Das war beängstigend. Erste Meldung Tagesschau. Der BVB steht vor der Insolvenz. – Damals rief mich Reinhard Rauball an. Ich hatte gerade meine Firma in Marsberg gegründet und dachte mir: Gut, dann gehe ich nach Dortmund. Das dauert höchstens vier Wochen.“ Doch weit gefehlt: Am Freitag, dem Tag des Festvortrags bei den Lions, waren es auf den Tag genau neun Jahre, dass Hans-Joachim Watzke nach Dortmund gegangen war. 

Inzwischen habe er den BVBVorsitzenden Rauball natürlich gefragt, warum er damals ausgerechnet ihn, Watzke, angerufen habe. Seitdem wisse er, er war der Einzige, der ans Handy gegangen ist. 

Den Ausweg aus dem Schuldental habe er mit einem konsequenten Sparprogramm erreicht. „Und zwar nicht nach dem Vorbild der meisten Politiker, die meinen, es sei schon viel erreicht, wenn in einem Jahr nur 9,5 Millionen Euro neue Schulden und nicht zehn Millionen gemacht werden.“ Nein, er habe gespart, wie er es bei seiner Oma in Erlinghausen gelernt habe: Die Spielergehälter wurden um 33 Millionen Euro zurückgefahren. Das habe erst mal die Insolvenz abgewendet. Watzke: „2008 wusste ich, dass wir nicht mehr sterben, aber zum Leben war’s auch nicht genug.“ So habe er die Sanierung bis heute nach seinen Bedingungen fortgeführt. Dazu gehöre, dass nie wieder ein Euro Kredit aufgenommen werde, um den sportlichen Erfolg zu finanzieren. 

Das Ergebnis war die Meisterschaft 2011 mit acht Spielern, die jünger waren als 22 Jahre. Das Stadion gehört längst wieder dem Verein. Und der spielt in der Champions League mit. Watzke zollte auch dem größten Konkurrenten, dem FC Bayern, Respekt: Die sind Marktführer. Ein großartiger Verein. Die können auch 100 Millionen Euro mehr an Spielergehältern zahlen als wir. – Wenn dann der FC Bayern Meister wird, ist das die Normalität. Wenn dann aber der FC Bayern die Champions League gewinnt, dann ist das großartig, weil es international noch ein paar Clubs gibt, die noch mehr zahlen können.“ 

In Spanien und England gebe es noch zwei, drei Clubs, die auf dem gleichen Level spielten wie der FC Bayern. Watzke: „Wenn ich Vorstandsvorsitzender in München wäre, würde ich es genauso machen.“ Borussia Dortmund gebe sich alle Mühe, den Abstand etwas geringer zu halten.

„Soziales Problem

Viel Zeit nahm sich Watzke anschließend, um die vielen Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Dabei ging es unter anderem um Financial Fairplay auf internationaler Ebene und um Fan-Ausschreitungen. Watzkes Urteil ganz eindeutig: „Der Fußball hat kein Gewaltproblem, sondern die Gesellschaft hat ein Gewaltproblem.“ Gewalt gebe es in der U-Bahn und anderswo. Das könne der Fußball nicht lösen. Der BVB habe aber immerhin fünf besonders ausgebildete Sozialpädagogen als Fanbetreuer.

 

„Der beste Trainer

Zum Abschluss noch ein Wort zu Watzkes enger persönlicher Freundschaft zu BVB-Trainer Jürgen Klopp: „Der beste Trainer, den es für den BVB gibt. Wir ziehen das bis 2018 durch. Jürgen Klopp war für den BVB so etwas wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl.“ 

Der Lions-Club Bad Arolsen verwendet die Einnahmen aus der Benefizveranstaltung für seine vielfältigen sozialen und kulturellen Projekte in Nordwaldeck. Der Großteil ist für den Tafelladen des ökumenischen Hilfsprojektes „Arolser Tafel“ bestimmt. Die 34 Bad Arolser Lions gehören der weltweiten Organisation der Lions mit insgesamt rund 1,35 Millionen Mitgliedern in 46 000 Clubs an.

Von Elmar Schulten

Mal zackig, ulkig und sinfonisch

Die Saxofon-Gruppe des Heeresmusikkorps 2 mit (rechts) Solistin Oberfeldwebel Lisa Hitzing.

Volles Haus beim Benefizkonzert des Lions-Clubs mit dem Heeresmusikkorps 2

Nach dem fulminanten sinfonischen Klangerlebnis ein Ausflug in die Welt des Ragtime und schließlich zu den Schlagergrößen der ZDF-Hitparade. – Mit so viel musikalischer Vielfalt überraschte das Heeresmusikkorps 2 die Besucher des Lions-Benefizkonzertes.

Bad Arolsen-Mengeringhausen. Den Radetzkymarsch, den die meisten wohl als typischen Bestandteil im Repertoire eines Militärorchesters vermuten, gab es erst in der Zugabe. 
Den größten Teil des sehr gut besuchten Benefizkonzertes in der Stadthalle Mengeringhausen machten sinfonische Werke aus, so der Wilhelm-Tell-Galopp aus der Rossini-Oper und die Ouvertüre Solennelle, die Peter Tschaikowsky 1812 unter dem Eindruck von Napoleons verheerendem Russlandfeldzug schrieb.
Dazu lieferte Dirigent Oberstleutnant Reinhard Kiauka auf pfiffige Weise sehr plastische Erläuterungen, sprach von Musketensalven, Kanonendonner, dargestellt von Bläsern, die in gewaltigem Fortissimo aus allen Rohren donnern.
Welch geniale Solisten zum Heeresmusikkorps gehören, wurde beim Konzert für vier Waldhörner und Orchester von Heinrich Hübler deutlich: Mal sanft gedämpft, dann fanfarenartig donnernd ließen die Hornisten eine Jagdszene in drei Sätzen lebendig werden.
Als Virtuose am Xylofon erwies sich Oberfeldwebel Jan Schröter beim rasenden Wilhelm-TellGalopp, der dann aber scherzhaft im Zirkus-Renz-Lauf und in der Carmen-Ouvertüre endete. Mit der Spielzeug-Armbrust brachte der Kapellmeister seinen Mann am Xylofon schließlich wieder zur Räson.

Nach der Pause ging es mit dem Fucik-Marsch „Die Regimentskinder“ zackig weiter, bevor dann das Korps ein Medley mit den schönsten Melodien von Harry Belafonte in Rumba- und ChaCha-Rhythmen darbot.
Stimmungsvoller Höhepunkt des offiziellen Programms war eine Hommage an die ZDF-Hitparade, bei der drei Musiker des Heeresmusikkorps in immer neue Kostüme und Rollen schlüpften. Erstaunlich, wie talentiert Stabsfeldwebel Udo Seifert sowohl Schlagerstars wie Bernd Clüver, Roberto Blanco und Roy Black als auch Diven wie Katja Ebstein darzustellen wusste.
Donnernd laut wurde es noch einmal in der Zugabe, als zu Ehren des 102-jährigen ehemaligen Kapellmeisters Kurt Garbisch dessen Lieblingsmarsch „Deutschlands Ruhm“ und „Alte Kameraden“ erklangen.
Der Erlös des Abends ist, wie Lions-Präsident Dr. Jochen Gottschalk betonte, für die vielfältige Arbeit des Bathildisheimes bestimmt.

Von Elmar Schulten