Mal zackig, ulkig und sinfonisch

Die Saxofon-Gruppe des Heeresmusikkorps 2 mit (rechts) Solistin Oberfeldwebel Lisa Hitzing.

Volles Haus beim Benefizkonzert des Lions-Clubs mit dem Heeresmusikkorps 2

Nach dem fulminanten sinfonischen Klangerlebnis ein Ausflug in die Welt des Ragtime und schließlich zu den Schlagergrößen der ZDF-Hitparade. – Mit so viel musikalischer Vielfalt überraschte das Heeresmusikkorps 2 die Besucher des Lions-Benefizkonzertes.

Bad Arolsen-Mengeringhausen. Den Radetzkymarsch, den die meisten wohl als typischen Bestandteil im Repertoire eines Militärorchesters vermuten, gab es erst in der Zugabe. 
Den größten Teil des sehr gut besuchten Benefizkonzertes in der Stadthalle Mengeringhausen machten sinfonische Werke aus, so der Wilhelm-Tell-Galopp aus der Rossini-Oper und die Ouvertüre Solennelle, die Peter Tschaikowsky 1812 unter dem Eindruck von Napoleons verheerendem Russlandfeldzug schrieb.
Dazu lieferte Dirigent Oberstleutnant Reinhard Kiauka auf pfiffige Weise sehr plastische Erläuterungen, sprach von Musketensalven, Kanonendonner, dargestellt von Bläsern, die in gewaltigem Fortissimo aus allen Rohren donnern.
Welch geniale Solisten zum Heeresmusikkorps gehören, wurde beim Konzert für vier Waldhörner und Orchester von Heinrich Hübler deutlich: Mal sanft gedämpft, dann fanfarenartig donnernd ließen die Hornisten eine Jagdszene in drei Sätzen lebendig werden.
Als Virtuose am Xylofon erwies sich Oberfeldwebel Jan Schröter beim rasenden Wilhelm-TellGalopp, der dann aber scherzhaft im Zirkus-Renz-Lauf und in der Carmen-Ouvertüre endete. Mit der Spielzeug-Armbrust brachte der Kapellmeister seinen Mann am Xylofon schließlich wieder zur Räson.

Nach der Pause ging es mit dem Fucik-Marsch „Die Regimentskinder“ zackig weiter, bevor dann das Korps ein Medley mit den schönsten Melodien von Harry Belafonte in Rumba- und ChaCha-Rhythmen darbot.
Stimmungsvoller Höhepunkt des offiziellen Programms war eine Hommage an die ZDF-Hitparade, bei der drei Musiker des Heeresmusikkorps in immer neue Kostüme und Rollen schlüpften. Erstaunlich, wie talentiert Stabsfeldwebel Udo Seifert sowohl Schlagerstars wie Bernd Clüver, Roberto Blanco und Roy Black als auch Diven wie Katja Ebstein darzustellen wusste.
Donnernd laut wurde es noch einmal in der Zugabe, als zu Ehren des 102-jährigen ehemaligen Kapellmeisters Kurt Garbisch dessen Lieblingsmarsch „Deutschlands Ruhm“ und „Alte Kameraden“ erklangen.
Der Erlös des Abends ist, wie Lions-Präsident Dr. Jochen Gottschalk betonte, für die vielfältige Arbeit des Bathildisheimes bestimmt.

Von Elmar Schulten

Ministerpräsident beim Lions Club Bad Arolsen

Ministerpräsident Volker Bouffier (2.v.r.) sprach gestern Abend beim Lions Club Bad Arolsen: (v.l.) Lions-Präsident Dr. Jochen Gottschalk, Bürgermeister Jürgen van der Horst und rechts Landrat Dr. Reinhard Kubat.

Ministerpräsident Volker Bouffier spricht beim Lions Club Bad Arolsen

Mehr Mut zu entschlossenem Handeln und mehr Beteiligung der Bürger forderte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gestern Abend bei der Arolser Tafel des Lions Clubs Bad Arolsen.

Bad Arolsen. Die Deutschen, speziell auch die Hessen, haben nach Auffassung des CDUPolitikers allen Grund, auf die aktuelle wirtschaftliche Situation stolz zu sein. Einst als Armenhaus gescholten, habe sich Nordhessen zu einer Boom-Region entwickelt. In Frankfurt habe sich mit dem Flughafen und den umliegenden Dienstleistern die größte Betriebsstätte Europas entwickelt, die trotz der ernst zu nehmenden Klagen über Fluglärm weiterentwickelt werden müsse. Noch nie zuvor habe es so viele Lehrer bei allerdings immer weniger Schülern gegeben und so hohe Ausgaben für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Doch von Beifall sei wenig zu hören, klagte Bouffier vor den fast 200 Gästen. Der Ministerpräsident spannte den Bogen bis hin zur Rettung der Währungsunion in Europa. Der von Bundeskanzlerin Angela Merkel angestoßene Fiskalpakt und die Hilfen für überschuldete Länder seien der einzige Ausweg. Deutschland profitiere von der gemeinsamen Währung, Hessen sei führend beim Export und daher abhängig vom Euro. Ausgerechnet Deutschland und Frankreich seien aber die Länder gewesen, die als erste die Defizit-Obergrenze von drei Prozent überschritten hätten. Deutschland sei „zu groß, um sich hinter Europa zu verstecken, und zu klein, um die Europäische Union hegemonial zu beherrschen“, sagte Bouffier. Eine Führungsrolle könnten aber andere Länder nicht ausüben. Das „Projekt Europa“ ist nach Auffassung von Bouffier für das reiche Deutschland mit seiner schrumpfenden Bevölkerung für die zukünftige Entwicklung wichtig, etwa wenn es um die gemeinsamen Bemühungen um den Abbau von Handelsschranken geht.

„Reichste Generation“

„Hier sitzt die reichste Generation, die jemals hier gelebt hat. Und die, die die meisten Schulden gemacht hat“, stellte der Ministerpräsident fest und betonte die Notwendigkeit der inzwischen durch 70 Prozent der hessischen Wähler in der Landesverfassung festgeschriebenen Schuldenbremse. Freilich gebe es nicht für alle Sparmaßnahmen Zustimmung: „Eine Republik der Besitzstandswahrer, die nichts geändert haben will, wird die Zukunft nicht gewinnen können“, warnte der prominente Gast der Lions-Freunde. „Wir setzen auf die Bürgergesellschaft, in der nicht jedes Mal nach dem Staat gerufen wird. Der Staat kann und darf nicht alles“, rief Bouffier zu aktiver Mitgestaltung im Gemeinwesen auf. Bouffier äußerte sich besorgt über die zunehmende Ferne der Bürger von der Politik und eine erschreckend niedrige Wahlbeteiligung. Nicht verwirrte Wutbürger und Kritikaster, sondern Mutbürger wie die Lions. Der Lions Club hatte in Verbindung mit der Rede des Ministerpräsidenten zu der inzwischen elften „Arolser Tafel“ in die Fürstliche Reitbahn des Welcome-Hotels eingeladen. Zu der Benefizveranstaltung, deren Erlös für soziale Zwecke aufgebracht wird, begrüßte Präsident Dr. Jochen Gottschalk unter anderem Wittekind Fürst zu Waldeck und Pyrmont sowie Landrat Dr. Reinhard Kubat und Bürgermeister Jürgen van der Horst. Er dankte auch dem Welcome-Hotel für dessen Unterstützung der Zusammenkunft. Musikalisch wurden die Besucher in der Reitbahn auf das Ereignis durch das Orchester der Christian-Rauch-Schule unter Leitung von Rainer Böttcher eingestimmt.

Von Armin Hass